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Tränen bei einer Kundin und viel Dankbarkeit: Warum diese Deutsche neu einen Curvy-Secondhandladen führt
Mit dem Secondhandladen «Curvy & Smart» hat sich Annette Hunziker einen kleinen Traum erfüllt. Sie selbst hatte beim Kleiderkauf lange zu kämpfen – dies soll ihren Kundinnen anders ergehen.

Annette Hunziker führt in Schlieren neu einen Curvy-Secondhandladen namens «Curvy & Smart».
So etwas, das hätte sie früher gerne in den Ausgang angezogen, sagt Annette Hunziker und greift zielsicher nach einem schwarzen Top mit raffiniertem Ausschnitt. Zu ihrer Zeit aber fand sie derartige Stücke nirgends – für sie war das Grund genug, in Schlieren einen eigenen Secondhandladen mit grossen Grössen zu eröffnen.
Als sie ihr Haus auflöste, lagen Berge von Kleidern herum
Hauptberuflich ist Hunziker Geschäftsführerin eines Familienunternehmens. Dieses befindet sich in Saarbrücken und verkauft Produkte für Senioren, zum Beispiel Rollatoren und Ess- und Trinkhilfen. Ganze 15 Jahre lang sei sie hin- und hergependelt. Dank Corona aber habe sie gemerkt, dass sie überhaupt nicht derart oft vor Ort sein müsse. Also wurde das ganze Haus in Deutschland ausgeräumt. «Danach lagen auf einmal Berge an Kleidern in drei Grössen herum», sagt Hunziker.
Anfänglich habe sie bloss all diese Sachen verkauft. Ursprünglich mietete sie ihre Ladenräume denn auch als Büro an. «Nach kurzer Zeit erschienen sie mir aber doch zu gross und einsam», sagt Hunziker. Also habe sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt, zumal sich der Kleiderverkauf zum Selbstläufer entwickelte. In seiner jetzigen Form existiert ihr Laden an der Stationsstrasse in Schlieren nun seit Oktober.

Hier gibt es viel zu entdecken: Über tausend Stücke finden sich im Laden.
Der aufwendigste Part von «Curvy & Smart» sei dabei die Suche nach Kleidern. «Als kräftige Frau schwankt man immer zwischen zehn Kilo», sagt Hunziker. Viele würden ihre Kleider deswegen behalten, bis sie wieder passen oder modern werden. Während des Lockdowns aber wurden teils ganze Pakete verkauft. Gefunden hat Hunziker diese auf den Online-Plattformen Tutti und Facebook – mittlerweile bekommt sie auch Anfragen. «Was rausgeht, kommt auch wieder rein», sagt Hunziker. So finden sich in drei Räumen derzeit rund 1100 Stücke, darunter auch Braut- und Festmode. Dies in den Grössen 46 bis 64.
Nicht wenige Kundinnen reisen von weit her an
Um nach Voranmeldung durch all die Stücke zu stöbern, reisen Kundinnen zum Teil weit an. So erzählt Hunziker von zwei Frauen aus St. Gallen und Basel – beide seien nach dem längeren Besuch mit zwei gefüllten Tüten wieder abgereist. Eine Kundin, die sehr auf ihr Budget achten müsse, habe dabei vor Freude fast Tränen in den Augen gehabt. «Das ist der Grund, warum ich das Ganze mache», sagt Hunziker.
Dazu kann sie mit der Fast-Fashion-Industrie oder Onlineshops wenig anfangen. Die Anprobe sei wichtig, «gerade, wenn man keine Figur von der Stange hat». Secondhand kaufe sie selbst gerne ein. So besteht ihre Wohnungseinrichtung vorwiegend aus Vintage-und Sammler-Stücken, die sie in diversen Brockis gefunden hat. «Ich bin ein grosser Fan von Flohmärkten, vom Gedanken, Sachen wiederzuverwenden, statt sie wegzuwerfen», sagt sie. Es sei schade, würden gut sitzende Sachen in der Altkleidersammlung landen. Und gerade jetzt, da das Thema Secondhand in aller Munde sei, brauche es auch Angebote für kurvigere Frauen.
Dabei gehe es ihr nicht darum, davon zu leben. «Die Miete sollte es aber schon tragen», sagt Hunziker. Trotzdem sei es eher ein Herzensprojekt als bloss ein Hobby. Bei guten Resultaten könne sie sich denn auch dauerhafte Öffnungszeiten oder neue Ladenräume vorstellen. So wurde bereits jetzt schon der Gang in Beschlag genommen. Mit dem Kleiderparadies direkt über ihrer eigenen Wohnung müsse sie sich denn auch selbst «viel zu oft» zurücknehmen. «Natürlich sind da immer wieder auch Kleider, die ich gerne für mich behalten würde», sagt Hunziker.
Plus-Size-Secondhand-Mode in Schlieren
Mehr Infos zum Laden «Curvy & Smart» gibt es hier.